Helga Isabella Lorentz

2011
Helga Isabella Lorentz, Kunsthistorikerin

 Einführung zur Ausstellung „Der Raum, die Zeit  und Wir“
in der Alten Feuerwache, Köln

Stefan Kaiser, Jahrgang 1956, ist gelernter Steinmetz und Steinbildhauer. Nach seiner Ausbildung und Gesellenzeit an der Dombauhütte Köln studierte er Bildhauerei an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln. Seine Auftragswerke für Kunst am Bau sind u. a. in einigen Kirchen in und um Köln zu sehen. Stefan Kaiser war darüber hinaus Lehrbeauftragter für Steinbildhauerei an der Heilpädagogischen Fakultät der Universität Köln, der Jugendkunstschule Köln-Rodenkirchen sowie verschiedenen Familienbildungsstätten. Sein derzeitiges freies Werk beschäftigt sich mit „architektonischer Plastik“ und wird in verschiedenen Materialien umgesetzt .

Das zutiefst Archaische, das Bemühen um eine elementare bildhauerische Urform findet sich in immer wiederkehrenden Variationen in seinen Werken, die er „Architektonische Plastik“ nennt, was so zu einer unverwechselbaren Signatur geworden ist.

Dem Künstler gelingt die Zusammenführung zweier Inhalte in eine Formensprache: Architektur und Plastik, wobei das architektonische Format als Rückgriff auf die Archaik verweist, verbunden mit einer inneren perfekten Tektonik.

Daraus entwickelt sich ein Kräftefeld aus Formen und das Formen. Entstanden ist eine rahmende Architektur.
Der Rezipient vervollständigt in seiner Imagination beim Betrachten der meist kleinformatigen Plastiken von Kaiser diese Kunstwerke zu einer Tempel- oder Hausanlage, begibt sich sozusagen auf eine Zeitreise in die Archaik.

Stefan Kaiser stellt eine Verbindung her zwischen unterschiedlichen Formen mit dem Prinzip der Verschmelzung von Horizontalen und Vertikalen zum Querkörper, die ineinander greifen. Eine Diagonale fehlt. Die Verstrebungen antworten aufeinander, sind verzahnt, überlappen sich in der Form, führen zurück, ergeben eine Stabilität. Transparenz und Kompaktheit sind so gleichermaßen vorhanden.

Es sind in sich ruhende Kunstwerke mit einem darin geborgenen Eigenraum, geprägt von einer symmetrischen Gestaltungsweise. Die Werke entstehen ohne bestimmten Nutzen und stellen eine Folge von Variationen dar. Jedes Werk trägt in sich bereits den schöpferischen Keim des späteren. Während der Arbeit begibt sich Kaiser meditativ in die Formwelt, „fällt in die Räumlichkeit hinein.“